Übergeben wir täglich unser Leben Christus

Unser Evangelium spricht im Grunde für sich; aber es ist so inhaltsreich, daß wir einzelnes doch noch einmal näher anschauen wollen. Der große Rahmen ist die Aussendung der 72 Jünger und deren Rückkehr mit ihren Erfahrungen, die sie gemacht haben – Erfahrungen, die sie in der Vollmacht, die Jesus ihnen übertrug, gemacht haben.

Jesus fordert sie zunächst auf, zu beten; zu beten um Arbeiter für die Ernte – ein Anliegen, das zweifellos auch in unserer Zeit von höchster Aktualität ist. Alle Gemeinden wollen einen Pfarrer haben. Aber beten sie auch um Berufungen? Und wären unsere Familien noch bereit, ihren Sohn zu einem solchen Schritt zu ermuntern und ihm darin Rückhalt zu geben?

Nun sendet Jesus die 72. „Geht!“ Im Griechischen steht dafür ein Wort, das mit „Schaut! Paßt auf!“ übersetzt werden muß, schließlich sendet er sie wir „Schafe mitten unter die Wölfe“ (Lk 10,3). Und er gibt ihnen die eigenartige Aufforderung mit, niemand unterwegs zu grüßen. Das hat mit der orientalischen Begrüßung zu tun, die oft stundenlang dauern konnte. Doch davon sollen sich Jünger eben nicht aufhalten lassen. Das Reich Gottes duldet keinen Aufschub! Diese gebotene Eile ist übrigens typisch für das Lukasevangelium.

Nun erhalten sie die Anleitung für ihre Mission, dessen erster Schritt der Friedensgruß ist, wenn sie ein Haus betreten; denn Friede ist mehr als ein frommer Wunsch, er ist ein Geschenk. Wenn dieses Geschenk jedoch abgelehnt wird, soll es diesen Orten schlimmer ergehen als Sodom und Gomorra. Das bedeutet, daß der Mensch im letzten auf die Annahme der frohen Botschaft verwiesen ist. Der Glaube an den Menschsohn rettet, nichts anderes! Die Jünger sollen dennoch niemand zwingen. So wie Gott den freien Willen des Menschen respektiert, sollen es auch seine Boten; wer sie nicht hören will, Jesus nicht in sein Leben aufnehmen will, soll nicht gezwungen werden. Wir werden an die Worte Jesu an anderer Stelle erinnert: Wer euch ablehnt, lehnt mich ab und den, der mich gesandt hat (den himmlischen Vater also).

Und schließlich wird uns die Rückkehr der Jünger erzählt. Dabei fällt auf, daß sie sich mehr über ihre exorzistischen Erfahrungen freuen – daß ihnen also sogar die Dämonen gehorchten – als darüber, Jesus und sein Reich bekannt gemacht zu haben. Deshalb sagt Jesus ihnen, sie sollen sich noch viel mehr darüber freuen, daß ihre Namen im Himmel verzeichnet sind (V20). Also keine Überheblichkeit, sondern ein demütiger Dienst ist gefordert als Grundlage für ihre Berufung, denn Berufung ist Gnade, Geschenk, bis heute!

Zuvor läßt Jesus die Jünger aber noch an einer Vision teilhaben, die in der heutigen Verkündigung gern beiseite geschoben wird. Er sagt, er habe den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen sehen (V18). Was ist gemeint? Es ist eine klare Aussage Jesu, daß der Satan entmachtet ist, aus dem Himmel gestürzt wurde. Jedoch bedeutet das noch nicht seine Ausstoßung aus dieser Welt. In der Offenbarung des Johannes heißt es deshalb (12,9): „Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt, und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen.“ Hier wird deutlich, daß der Satan nicht in die Hölle verbannt wurde, sondern als Versucher in dieser Welt zu finden ist. – Und genau hier müssen die Jünger aufpassen! Deshalb gibt Jesus ihnen die Zusage: „Ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und die ganze Macht des Feindes zu überwinden. Nichts wird euch schaden können.“ (V19) – Ist das nicht eine wundervolle Zusage des Herrn?

Vorraussetzung bleibt freilich, daß wir in seinem Namen wie Schafe mitten unter die Wölfe gehen, daß wir im Herzen unzerbrechlich mit ihm verbunden bleiben und daß es uns zuerst um sein Reich, nicht um unser eigenes Ansehen.
Und genau das ist die bleibende, aber zugleich schöne Herausforderung auch an uns: In der ständigen Verbindung mit ihm zu bleiben wie Reben am Weinstock. Das ist nur dadurch möglich, daß wir sein Wort betrachten und daran festhalten, im Gebet eine ständige Verbindung zu halten und in den Sakramenten seine Gegenwart in uns wirken lassen.

Jüngersein heißt auch heute, ihm mein Leben zu übergeben, ihn in uns und durch uns wirken zu lassen. – Übergeben wir täglich unser Leben Christus! Wir werden dabei gar nichts verlieren, sondern das Leben gewinnen; und andere durch uns! Amen.

Gedanken zum 14. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C von Pfr. A. Jaster

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