Gedanken zum Fest der heiligen Familie

SONY DSCFamilie wird heute ganz verschieden erlebt. Viele Faktoren beeinflussen das Familienleben. Zudem muß Familie heute auch viel leisten, immer neuen Herausforderungen sich stellen, immer wieder um den Zusammenhalt ringen und dabei die Freiheit des einzelnen beachten usw.

Vielfältige Formen des Zusammenlebens prägen unsere Zeit. Junge Menschen gehen viel früher und schneller sexuelle Partnerschaften ein, die Erziehung der Kinder ist heute oft ein Unterfangen voller Herausforderungen.

Die Arbeitwelt fordert fast alle Kräfte der Elterngeneration, zugleich erleben viele, daß unsere Leistungsgesellschaft für viele auch keinen würdigen Arbeitsplatz mehr hat. Wir sind sehr leistungsorientiert und erleben zugleich, wie der Leistungsgesellschaft in Bezug auf die Sozialleistungen zunehmend der Atem ausgeht. Die Generation der älteren Menschen spürt das besonders, wenn etwa Pflegebedürftigkeit ins Leben einzieht.

Wir erleben eine Zeit, in der die Menschen immer älter werden, aber zu wenige Kinder geboren werden. Die Ursachen kennt jeder. Und doch wird immer noch jeder gnadenlos angegriffen, der öffentlich die Abtreibungspraxis anprangert. Daß verschiedene Verhütungsmethoden auch bereits Frühabtreibungen darstellen, darf auch nicht mehr gesagt werden.

An sexuellen Aktivitäten scheint es nicht zuerst zu mangeln, doch sind sie eben oft so ungeordnet und egoistisch, daß ihre Bestimmung, Kinder in die Welt zu bringen, oft aus dem Geschehen verbannt wird – notfalls mit allen Mitteln. Innerhalb der Kirche meinen manche, Sexualität allein auf das Kinderkriegen reduzieren zu können und übersehen, daß Sexualität noch viel mehr bedeutet und zwar im besten Sinne. Doch anders herum kann es eben auch nicht richtig sein, die Sexualität aus ihrer Bestimmung, Leben zu zeugen, herauszulösen oder bereits entstandenes Leben zu vernichten.

All das ist uns nicht neu, aber es ist wichtig, darüber nicht einfach hinwegzusehen, weil es heute eben so ist.

Als Christen werden wir nämlich einen ganz wesentliche Gedanken in den Blick nehmen müssen, den wir wieder verbreiten sollten: Kein Leben, das entsteht, ist Zufallsprodukt. Gott sagt Ja zu jedem Leben und in jedem Menschen ist der Wille und das Werk Gottes erkennbar.

Leben hat immer mit dem Schöpfergott zu tun, an dessen Schöpferkraft der Mensch Anteil erhalten hat. Es liegt nicht in unserem Ermessen, was aus einer befruchteten Eizelle einmal wird – ein berühmter Wissenschaftler oder ein einfacher Fabrikarbeiter. Das ist auch nicht entscheidend. Entscheidend ist, daß ein jeder Mensch in seinem Leben vor allem eines erfährt und selbst zu geben lernt: Liebe. Nichts anderes macht das Leben wirklich lebenswert. Und ist nicht gerade die Liebe Anteilhabe am göttlichen Leben?

Ob ein Kind in sog. idealen Familieverhältnissen aufwächst oder nur bei einem Elternteil, ob in Reichtum oder Armut, in guten oder schlechten Bedingungen – wichtig ist, daß es Menschen gibt, die ihm das vermitteln können: Dein Leben ist gewollt, es ist schön, daß es dich gibt.

Wie viele Menschen leiden darunter – oft zeitlebens unausgesprochen – weil sie das nie wirklich erfahren haben.

Wenn aber ein Mensch geliebt wird, wird er lebensfähig und selber fähig, das der nächsten Generation zu vermitteln. Und hier wird u.a. auch der Grundstein für einen gesunden Gottesglauben gelegt.

Es sind mehr Menschen als wir oft vermuten, die das so nie gesagt bekommen und erfahren haben. Das ist oft die Ursache für Bitterkeit oder dafür, nicht verzeihen zu können oder hartherzig zu werden u.v.a.m.
Dann aber ist auch der Weg des Vergebens der einzige, um diesem Teufelskreis zu entrinnen. Dann müssen wir unseren Eltern und oft auch anderen Menschen von Herzen vergeben und darum bitten, daß uns Gott die Gnade schenke, daß ich es auch wirklich kann. Unversöhnlichkeit und Bitterkeit kann oft über Generationen wirken – wird weitergegeben wie eine ansteckende Krankheit, bis endlich jemand diese im wahrsten Sinne unselige Kette durchbricht – durchbricht kraft der Liebe, welche immer Vergebungsbereitschaft weckt.

Und spätestens jetzt sind wir beim Evangelium des heutigen Festes angelangt. Es erzählt davon, dieses Kind vor der Zerstörung durch Herodes zu retten. Es ist genau dieses Kind, das die Schuld der vielen Menschheitsgenerationen vor ihm und nach ihm am Kreuz erlösen wird. Dieses Kind wird nicht nur von Liebe reden, sondern sie bis zur Hingabe auch leben.

Gott selbst zerbricht in Jesus die Macht der Sünde, des Todes und des Teufels – sichtbar vor aller Augen am Kreuz und in der Auferstehung.

Und es gab in Wirklichkeit dafür nur ein einziges Motiv: weil er jeden Menschen liebt, vom ersten Augenblick seines Lebens an. – Daran hat sich bis heute nichts geändert. Nehmen wir sie an, diese erlösende Liebe!

Dann können wir auch immer wieder Ja sagen zu denen, welche unsere Familie sind, selbst wenn es nicht der leibliche Vater oder sie leibliche Mutter ist, denen wir dann aber auch von Herzen vergeben können, daß sie uns vielleicht im Stich gelassen haben, nicht fähig waren, uns zu lieben.

Im festen Vertrauen auf Gottes Liebe ist das möglich, weil er uns in diesem Kind Jesus von Nazareth seine offenen Arme entgegenstreckt. So wie Gott die Menschheit aus Liebe erschaffen hat und im Leben eines jeden Menschen sichtbar machen will, dürfen wir Ja sagen zu uns selbst und zu den anderen. Und so wie Gott uns immer neu die Schuld vergibt, sollen auch einander vergeben. Nur die gelebte Liebe macht unsere Familien schön und lebensfroh.

Das Beispiel der heiligen Familie hilft uns zu verstehen, daß Gott in eine Familie kam, um unsere Familien zu heilen – über Generationen hinweg.

Gott segne unsere Familien und besonders jene, die keine Familie erleben, in der sie Geborgenheit erfahren. Möge Gott ihnen viele Menschen schenken, die ihnen genau das zeigen, was uns Gott in seinem Sohn gezeigt hat: Liebe und Vergebung.

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Gemeinde – Bilder

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